“Hey wie ist das eigentlich so, jetzt mit Kind, kommt ihr denn noch zu euren Hobbies?” – diese Frage haben wir in letzter Zeit öfter gestellt bekommen, besonders von unseren kinderlosen Freunden. Verständlich; wir hatten ja auch Angst, dass unser Leben sich um 180 Grad wendet. Das hat es , allerdings in keine andere (Hobby)-Richtung.
Plötzlich wird man morgens von geprusten und “da da da da – ahhhhh ba ba ba” geweckt und zwei blaue, neugierige Augen blicken erwartungsvoll in das völlig verschlafene Gesicht von Mama und Papa. Das führt dazu, dass einem in aller Früh schon ganz warm ums Herz wird und man sich über dieses kleine, freudige Wunder freut – egal wie unruhig oder schlafminimierend die Nacht war. Man lernt was definitiv wahr ist: Schlafmangel gehört zum Kinderkriegen wohl dazu. Bekannte Aussagen die allerdings für uns nicht stimmen: “Euer Leben ist vorbei; biken, skifahren und klettern könnt ihr dann fast nie mehr.”
Als das verordnete Wochenbett vorbei war und ich endlich wieder zu Kräften kam, war mitunter das Erste was ich gemacht habe, unseren Hausberg, den Schauinsland, mit freudiger Unterstützung meiner besseren Hälfte zu shutteln – endlich wieder biken ohne angezogene Handbremse. Mein geliebtes Radel – ich bin zurück! Das erste Mal ohne kleinen Knirps ist zweifelsfrei aufregend: “Wird alles gut gehen ohne meinen achso wichtigen Busen? Wird er wohl bei Papa mehr schreien?” No Problemo. Wahrscheinlich sind die ersten Trennungsminuten für die Mama schlimmer als für den Nachwuchs und man ist entbehrlicher als man sich eingestehen will.
Ebenso war mein Partner in der ersten Zeit oft auf dem Bike – rauskommen, was anderes sehen, auspowern – alles Dinge die für uns beide wichtig sind. Wobei wir schon beim zentralen Punkt angekommen sind – gemeinsame Hobbies die zu bedingungslosem, gegenseitigem Verständnis führen. Keine Frage, weiß so jeder, welches Rezept bei schlechter Laune hilft und räumt dem anderen gerne diese Freiheiten ein. Natürlich sportelt man ab jetzt vermehrt mit Freunden und weniger als bisher gewohnt mit dem Liebsten. Aber eben nicht nur.
Lösung: der Anhänger
Eine Lösung zum gemeinsamen Familien-Outdoorsportleben heißt wohl “Hänger”. Nicht lange rumgefackelt haben wir uns nach kurzer Zeit einen alltagstauglichen Radanhänger geholt, für den es auch einen Skiaufsatz gibt – et voilá, gemeinsame Stunden im Schnee waren garantiert. Im verschneiten Schwarzwald waren wir vor allem Langlaufen, sowohl klassisch als auch skaten. Skitouren lässt sich wohl auch gut damit – haben wir noch nicht ausprobiert. Keine Frage, skaten mit Hänger ist definitiv unglaublich anstrengend, aber ebenso auch machbar – und gibt es ein besseres Rückbildungsprogramm?
Als vor kurzem dann die ersten Krokusse und Narzissen anfingen zu blühen, und uns die Bikelust wieder gepackt hat, war klar: wir brauchen einen Touterrain Singletrailer – und zwar sofort! Kurze Erklärung: dieser Mountainbike-Anhänger ist mit 200mm Federweg der Downhiller unter den Radtrailern und erlaubt es, spaßige Schwarzwaldtrails auch mit Nachwuchs zu befahren (https://tout-terrain.de/de/die-produkte/anhaenger/330/singletrailer). Wir sind begeistert! Gemeinsam biken ist keine Ausnahme mehr sondern wieder die Regel. Dem Kleinen scheint es auch zu gefallen; bevorzugt bergab. Der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm. Für uns gilt hier: keine gebauten Trails und keine Sprünge sondern schöne Wanderwege.
Familie
Eine andere Lösung um gemeinsame Stunden (nicht nur) draußen zu verbringen nennt sich Familie aka Omas und Opas. Schon nach zwei Monaten durften wir mit in den Urlaub auf die Kanaren, nach La Palma. Wir konnten zum Ersten Mal wieder zu zweit die unglaublich vielseitigen Trails genießen – ein großer Dank nochmal an dieser Stelle.
Natürlich ist man lange nicht mehr so flexibel wie früher getreu dem Motto: “Powderalarm – Alpen wir kommen!” Zumindest nicht zu zweit. Dafür stand dieses Jahr dann eben gleich zweimal ne Woche Skiurlaub an – mit jeder Familie einmal. Absolute Win – Win Situation! Man macht seinen Eltern eine große Freude den zuckersüßen Nachwuchs betreuen zu dürfen und man selbst kann zusammen Skitouren oder den hoffentlich vorhandenen Tiefschnee genießen. Bisher hat unser Kleiner keine Anstalten gemacht sich durch die liebevollen Großeltern betreuen zu lassen – toi toi toi, dass es so bleibt.
Freunde
Eine weitere Strategie die eigenen Leidenschaften mit Familie ohne große Kompromisse umzusetzen sind Freunde (oder welche die es werden), mit ähnlichen Interessen und kleinen Knirpsen. Gibt es dafür einen besseren Ort als Freiburg? Wohl kaum. Nach kurzer Zeit zu dritt hat sich schnell eine motivierte Mama-Boulder-Gruppe formiert und so konnten wir Latte Macchiato Mamis und Papis bei Babybrei und Windelthemen auch noch unsere müden Arme zu neuem Glanz verhelfen. Ebenso bietet die DAV Halle Krabbelklettern an; soll heißen Familien haben Montag morgens die ganze Halle für sich – genial! Frühkindliche Klettererziehung kann man uns wohl vorwerfen.
Finden sich dann auch noch kinderreiche Freunde, die ebenfalls am Wochenende gerne die hauseigenen Trails ohne Handbremse fahren, dann schlägt man eben z.B. am Biosk sein Lager auf und es wird im freudigen Wechsel geshredet. Selbes Prinzip funktioniert auch im Winter: aus Biosk wird ein beheizter Bus mit Standheizung und ab geht’s an den Feldberg. Einziges Manko: um die “First lines” bei frischem Powder muss wohl “Schnick Schnack Schnuck” gespielt werden.
Daraus entstehen dann gemeinsam geplante Urlaube – bald geht für uns nach Fontainebleau zum Bouldern und in die Vogesen zum Biken (Vorfreude!) – Danke und Chapeau! – ihr lieben Sportfreunde mit Kids.
Alternativen
Es wäre gelogen, wenn wir behaupten, dass sich gar nichts an unserem Sportprogramm verändert hat. Zweifelsohne unternimmt man plötzlich auch Dinge, die vorher nicht unbedingt auf Platz eins der Lieblingsaktivitäten-Liste standen. Für uns: Wandern. Zugegebenerweise haben wir die ein oder ander Wanderung wirklich genossen; so widmet man sich guten Gesprächen und nimmt die schöne Landschaft ringsherum viel intensiver war. Die Schneeschuhe eingepackt, war es auch im Winter ne gelungen Möglichkeit sich draußen zu bewegen.
“Wenn sie klein sind, kann man noch alles mit den Kids machen.” Ja, absolut wahr. Wir haben beide momentan nicht das Gefühl große Einbußen im Leben zu machen – im Gegenteil – wir freuen uns täglich über dieses kleine (große!) Wunder, dass frohmunter Schritt für Schritt die Welt entdeckt. Wir sind gespannt wie es weiter geht.